Ein Ausflug in die Geschichte deutscher Hansestädte

Eine Reise in die Vergangenheit, spürbar bis heute

Von den bereits im Mittelalter vorhandenen weit über 100 Hansestädten sind bis zu deren Auflösung im Juni 1920 nur noch wenige Städte übriggeblieben. Da die Hansestädte ihre Eigenständigkeit bis ins Deutsche Reich bewahren konnten, bekamen sie 1906 bei der Einführung der Autokennzeichen ein H für „Hansestadt“ vor dem Anfangsbuchstaben ihres Landeskennzeichen gestellt. Sie waren hauptsächlich „freie“ Städte, das heißt diese Städte regierten sich selber und unterstanden keinem örtlichen Herrscher, sondern nur dem Kaiser selbst. Als Stadtrepubliken agierten die Hansestädte später im Deutschen Kaiserreich von 1871-1918 wie einst das mächtige Venedig. Die Lage dieser Städte war nicht nur direkt am Meer, sondern auch im Landesinnern im heutigen Nordrhein-Westfalen, sowie in Ost- und Norddeutschland.

Was ist die Hanse und wie entstand sie?

Im 11. Jahrhundert, als Mittel- und Nordeuropas Bevölkerungszahl rapide zu wachsen beginnt, wächst die Nachfrage nach Waren aller Art, so waren zum Beispiel, Nahrungsmittel, Kleidung, Roh- und Werkstoffe heiß begehrt. Die Zahl der Fernhandelskaufleute, welche sowohl zu Land und als auch zu Wasser unterwegs waren, stieg dementsprechend rasant an. So schloss man sich zu losen Bündnissen zusammen und verband so viele kleine, isolierte Märkte zu einem großen, zusammenhängenden Wirtschaftsraum. Die Spezialisierung einzelner Regionen wurde gleichzeitig auch gefördert: So wurden damals zum Beispiel Tausende Tonnen englische Wolle und Asche aus Riga (zum Färben benötigt) nach Flandern transportiert. Ohne diese Warenlieferungen hätte damals die dortige Textilindustrie um 1340 nicht über zwei Millionen Meter Tuch pro Jahr herstellen können.

Wie wurde man damals Hansestadt?

Der Beitrag, die sogenannte „Hanse“ für die Mitgliedschaft in solch einem Verbund, ist der Namensgeber dieses Bündnisses. Der Vorteil lag daran den Mitgliedern durch gemeinsame Fahrten Sicherheit gewährleisten zu können. Außerdem wurden hier einheitliche Maße und Gewichte, einige Handelsprivilegien, militärische Stärke, Steuerfreiheiten und ein breites Netzwerk geboten. Das Organ der Hanse bildete der sogenannte Hansetag. Leider sind heute weder Beitrittsverträge noch Satzungen auffindbar. Aus diesem Grunde ist schwer nachvollziehbar, welche Städte sich hier wirklich dran beteiligten. Die Zusammenarbeit war jedoch nicht immer einfach, da es fortwährend Krisen gab, die die Handelsstädte zwang einheitlich koordiniert vorzugehen, bis schlussendlich eine deutsche Hanse entstand, welche auch 1368 erfolgreich in den Krieg gegen den Dänenkönig Waldemar zog, welcher massiv deren Handel bedroht hatte. 

Blütezeit der Hanse

Der Höhepunkt der Hanse war zwischen dem 14. – 16. Jahrhundert, als sogar bis zu 200 Städte diesem Bund beigetreten waren. Sobald sich eine Stadt ein ökonomisches Interesse oder einen finanziellen Vorteil versprach trat sie diesem Verbund bei. Da dies jedoch auf Freiwilligkeit beruhte, kannte man weder eine feste Organisation, eine Satzung, eine gemeinsame Kasse oder ein Siegel.

Lübeck – war die erste Hansestadt

 1143 gegründet, war die Stadt Lübeck am Lauf der Trave, die erste Hansestadt. Als erste sichere Ostseestadt wurde sie später sogar als „Mutter der Hanse“ bzw. Hauptstadt der Hanse bezeichnet. Wirtschaftlicher Weitblick und Führungsaufgaben bei militärischen Auseinandersetzungen ging diesem Titel zuvor. In der Tat, Lübeck galt als mächtigste aller Hansestädte. Zeugnis hierfür sind die bis heute zu bewundernde Befestigungen, so auch dem Holstentor, auf dem 30 Kanonen stehen. Die Inschrift lautet „ Concordia domi foris pas“ (Eintracht innen, draußen Friede). Ein Schriftzug von 1871, welche eine verkürzte Form der ursprünglichen Inschrift auf dem nicht mehr erhaltenen Vortor darstellt:  Concordia domi et foris pax sane res est omnium pulcherrima („Eintracht innen und Friede draußen sind in der Tat für alle am besten“)

Weitere bedeutende freie Hansestädte Hamburg und Bremen

Außer Lübeck, tragen auch Hamburg und Bremen die Zusätze „Freie und Hansestadt „.

Bis heute ist der besondere politische Status dieser beiden deutschen Stadtstaaten und Hansestädte eine Folge des Spätmittelalters.

Der Verfall der Hanse

 Nach 1500 übernahm eine neue Kaufmannsgeneration die Handelshäuser, der Bund scheint jedoch trotzdem als Gemeinschaft zu überleben. Jedoch erschlossen junge risikobereite Händler neue Märkte und neue begehrenswerte Handelsgüter wie Zucker und exotische Hölzer wurden entdeckt. Die ältere Generation blieb auf die alten Stützpunkte fixiert, wobei die meisten kaum mehr profitabel waren. So führten die unterschiedlichen Interessen der Händler dazu, den Keim für den Abstieg der Hanse einzuleiten. Dieser vollzog sich jedoch wie der Aufstieg über Jahrhunderte. Es gibt keine Urkunde, welche das Ende der Hanse dokumentiert. Teile der Allianz blieb auch nach dem letzten Hansetag im Jahr 1669 lebendig, bei dem sich Abgesandte von nur sechs Städten versammelt hatten. Die Städte Bremen, Hamburg und Lübeck als hanseatische Gesandtschaft wurde am 30.06.1920 in Berlin aufgelöst.

Die Spuren sind jedoch noch nicht vergangen, sei es das Holstentor in Lübeck, die Speicherstadt in Hamburg oder die Häuserfassader der Altstadt am Marktplatz in Bremen.

Eine Städte-Rundreise in die Vergangenheit, deutlich heute noch spürbar, ist zu jeder Jahreszeit immer eine Reise wert.

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